Die Möglichkeit, Spiele von Konsolen auf Twitch und Konsorten zu streamen, weichen teilweise stark voneinander ab. Im Folgenden wollen wir die gängigen Methoden bei den aktuell am Markt befindlichen Konsolentypen einmal genauer untersuchen und schauen uns auch gleich an, welche Methode für welche Konsole am sinnvollsten ist. Insgesamt lässt sich Konsolenstreaming in drei große Bereiche einteilen: Built-In-Methoden, Capture-Hardware und Emulatoren. Ihr seht also, es führen viele Wege nach Twitch.
Die jüngste Generation - PS4 & Xbox
Sowohl Microsoft als auch Sony liefern in der jeweils aktuellen Konsolengeneration eine eingebaute (Built-In) Methode, mit der ihr relativ einfach eure Spiele auf Twitch übertragen könnt. Alles, was es dafür braucht, ist die Twitch-App, die Ihr im jeweiligen Store kostenlos herunterladen könnt. Unter folgenden Links findet Ihr detailierte Tutorials für die Installation und Einrichtung der Twitch-App auf eurer Konsole:
Die Eltern unserer Jüngsten - PS3, & Xbox 360 sowie Wii & Wii U
Wenn die Konsole von sich aus kein Funktion anbietet, um einen Stream zu starten, muss man sich mit einer Schnittstellenhardware mit einem PC verbinden und von dort mittels Streamingsoftware die Bild- und Tonsignale an Twitch & co. weitergeben.
Seit der Einführung der aktuellen Konsolengeneration von Sony und Microsoft mit ihrer nativen Unterstützung für Streaming-Apps ist der Markt für Streaming-Hardware, speziell für fest verbaute Capture-Karten, etwas zurückgegangen. Trotzdem konnten wir für euch einige Top-Geräte finden, die wir im folgenden ausführlich vorstellen möchten.
Avermedia Live Gamer HD
Die AverMedia Live Gamer HD-Karte besitzt ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, hat aber auch einige Schwächen, mit denen man sich abfinden muss. Die gravierendste davon ist wohl die Unfähigkeit, mit HDCP-codierten Signalen etwas anzufangen. Eine Aufnahme von der Playstation 3 mittels HDMI ist also nicht ohne weiteres möglich. Ansonsten ist sie aber eine durchaus ernstzunehmende Capture-Karte mit erstklassiger Performance und tollen Features. Die beiliegende Software »RecCentral« ist außerdem sehr einfach zu bedienen und erklärt dem Nutzer obendrein noch, wie er die Anschlüsse der Karte für welchen Zweck nutzen kann.
Angeschlossen wird die Karte via PCI Express, wofür der Rechner geöffnet werden und ein entsprechender Slot vorhanden sein muss. Mit etwas technischem Verständnis kann dies innerhalb von 10 Minuten erledigt werden. Einmal verbaut und eingerichtet erleichtert die AverMedia Live Gamer HD der CPU enorm das Leben, da sie einen Großteil der Arbeit auf sich nimmt. So ist zum Beispiel ein H.264-Hardware-Encoder verbaut, der die Videokompression übernimmt.
Wer sollte es kaufen?
Die AverMedia Live Gamer HD kann zu einem günstigen Preis erstanden werden und hat trotz weniger Schwächen einiges zu bieten. Sie eignet sich daher vor allem für Anfänger und Gelegenheitsstreamer, aber auch echte Profis werden von ihrem Funktionsumfang sicherlich nicht enttäuscht.
Elgato Game Capture HD60 Pro
Die Elgato Game Capture HD60 Pro besitzt einen HDMI-Eingang sowie Ausgang. Mit Features wie 60fps-Aufnahmen, Flashback-Recording oder einer Mastercopy-Funktion setzt sie sich stark von dem Konkurenten AverMedia ab, was bei diesem Preis aber auch gerechtfertigt ist. Zwar mag der hohe Preis dem ein oder anderen Magenschmerzen bereiten, aber die Features machen diesen mehr als wett.
Wer sollte es kaufen?
Der hohe Preis und der große Leistungsumfang machen es bereits deutlich: Die Elgato Game Capture HD60 Pro ist nicht für Gelegenheitsstreamer konzipiert. Viel mehr richtet sie sich an Pro-Streamer und solche, die es werden wollen.
Razer Ripsaw
Die Razer Ripsaw verfügt über einen zweiten Tonkanal für Kommentare oder Musik und Komponentenkabel für diverse Konsolen sind bereits im Lieferumfang enthalten. Das Streaming über die superschnelle USB3.0-Schnittstelle funktioniert selbst bei 1080p mit 60fps nahezu latenzfrei und dank des geringen Gewichts von nur 181g ist sie sogar für den mobilen Einsatz (z.B. auf Messen, LAN-Partys, etc.) geeignet. Dass bei einem Anschluss über USB3.0 vollkommene Latenzfreiheit nicht zu erwarten wäre, fällt dieser Punkt nicht sonderlich ins Gewicht. In den meisten Situationen bietet die Razer Ripsaw eine absolut grandiose Performance selbst bei HD-Aufnahmen mit 60 Frames pro Sekunde.
Wer sollte es kaufen?
Jeder, der die minimalen Verzögerungen in manchen Situationen verzeihen kann, erhält mit der Razer Ripsaw ein qualitativ hochwertiges Produkt mit vielen tollen Features und einem guten Satz Zubehör. Weniger Latenz gibt es ohnehin nur bei intern über PCIe verbauten Karten. Durch die schnelle Installation eignet sich die Ripsaw sehr gut, wenn man so schnell wie möglich mit dem Streamen beginnen möchte, aber insgesamt werden Profis wie Amateure gleichermaßen Freude daran haben.
Capture-Hardware verwenden
Nachdem wir uns jetzt einige geeignete Geräte näher angeschaut haben, wollen wir uns im nächsten Schritt darum kümmern, wie diese angeschlossen werden. Schauen wir uns zuerst die allgemeinen Anschlussmöglichkeiten einer Capture-Box an:
Wie in den beiden Skizzen zu sehen ist, funktioniert die Capture-Box gewissermaßen als Verteiler. Sie nimmt das Signal von der Konsole auf, gibt es über den HDMI-Out latenzfrei an den Fernseher weiter, sodass dort für den Streamer selbst weiterhin die Spielszene inklusive Ton dargestellt wird. Gleichzeitig wird das Signal aber auch über einen USB-Ausgang an den PC übertragen, wo es mit entsprechender Streaming-Software (Etwa OBS, ein Tutorial dazu findet ihr hier) aufgegriffen und weiterverarbeitet werden kann.
Beachtet bitte, dass ein Übertragen des Signals von der Konsole zur Box mittels HDMI nicht immer möglich ist, wenn zum Beispiel wie bei der PS3 das Signal mittels HDCP verschlüsselt wurde. Für diesen Fall bieten die meisten Boxen einen weiteren Komponenteneingang, an den andere Formate mittels Adapter angeschlossen werden können (z.B. das 3-fache Chinch-Kabel für die PS3).
In der rechten Grafik sehen wir außerdem, wie ein Headset oder Mikrofon für eine zweite Tonspur angeschlossen werden kann, wie es beispielsweise bei der Razer Ripsaw möglich ist.
Wenn Ihr euch für eine fest verbaute Capture-Card entschieden habt, hilft euch vielleicht diese Skizze weiter:
Wie auf dem Bild zu sehen ist, wird die Capture-Card direkt im PC verbaut. Dazu wird eine freie PCIe-Schnittstelle benötigt. Ansonsten läuft alles aber exakt wie oben ab, nur dass das Signal über PCIe statt die USB-Schnittstelle in den PC und schließlich zur Streaming-Software gelangt.
Konsole streamen - Die Großeltern: Amiga & C64 sowie Gameboy & co.
Natürlich zählen zur letzten Kategorie nicht nur die Last-Generation-Konsolen, sondern prinzipiell jedes Gerät, dass mittels Komponentenkabel angeschlossen werden kann. Dazu zählen zum Beispiel auch noch die beiden ersten Generationen der Playstation. Einige Konsolen sind aber entweder Handhelds ohne Bild- und Tonausgang oder so alt, dass sie noch gänzlich andere Bild- und Tonkabel verwendeten oder schlichtweg nicht mehr hergestellt werden. Zwar ist es mittels Adapter möglich, auch hier mit der Originalhardware zu streamen (Wie z.B. Amigabill unter Beweis gestellt hat), aber der Aufwand, z.B. einen Amiga mit den gewünschten Spielen zu finden und ans Laufen zu bringen ist nicht zu unterschätzen. Hier kann ein ein Emulator helfen. Allerdings gibt es hier einige rechtliche Fallstricke, deshalb vorab ein kurzer Legalitäts-Faktencheck:
- Emulatoren sind prinzipiell legal
- Wenn Ihr aus Spiele, die Ihr im Original besitzt eine ROM erstellt, ist diese ROM legal
- Das Erwerben von fremden ROMs oder die Umgehung eines Kopierschutzes ist illegal
- Wenn die Konsole nicht länger hergestellt wird und am Markt nicht mehr erhältlich ist, ist die Umgehung des Kopierschutzes zur Archivierung oder Sicherung der Spiele erlaubt
- Wenn der Rechteinhaber selbst ROMs verkauft, sind diese legal
- Wenn das Spiel vom Rechteinhaber als Public Domain deklariert wird, sind ROMs davon legal
- Wenn das Copyright eines Spiels ausläuft, wird es automatisch Public Domains und ROMs davon entsprechend legal
Wenn nach den oben genannten Richtlinien euer ROM legal ist, dann steht einem Stream mit dem entsprechenden Game nichts mehr im Weg. Als nächstes wollen wir uns mit den gängigen Emulatoren beschäftigen.
WinUAE
WinUAE ist der bekannteste Emulator für den Commodore Amiga. Er kann unter http://www.winuae.net/ oder auf den üblichen Downloadseiten von Chip oder WinFuture heruntergeladen werden. Mit dieser Software kann sogar das Ladegeräusch des Diskettenlaufwerks simuliert werden, um das Retro-Feeling komplett zu machen.
CCS64
CCS64 ist ein Emulator für den in den 80er Jahren beliebten “Brotkasten” Commodore 64. Er kann unter http://www.ccs64.com/ heruntergeladen werden. CCS64 ist Shareware, d.h. es kann kostenlos genutzt werden, der Entwickler würde sich aber über eine kostenpflichtige Registrierung der Software freuen.
Konsole streamen - Grundbegriffe
Zunächst wollen wir einige Grundbegriffe des Themas etwas genauer erläutern, damit es später nicht zu Verwirrungen kommt. Dieser Glossar deckt lediglich das Thema Konsolen ab, für allgemeine Begriffe zum Thema Streaming folgt später noch ein separater Artikel.
(Twitch-)App
Für die neueste Konsolengeneration von Microsoft und Sony existiert eine App, die kostenlos aus dem jeweiligen Appstore heruntergeladen werden kann und das Streamen von Spielen ungemein erleichtert.
Capture-Box
Eine Capture-Box ist eine Hardware, die an einen PC angeschlossen wird und als Schnittstelle zwischen der Konsole und dem Computer dient. Sie besitzt Eingänge für diverse Bild- und Tonsignalträger wie HDMI und einen Ausgang (meist USB), der das Signal an den PC weitergibt, wo es mit einem entsprechenden Treiber von der Broadcasting-Software (z.B. OBS) weiterverarbeitet werden kann.
Capture-Card
Ähnlich wie die Capture-Box ist auch die Capture-Card eine Hardware, die als Schnittstelle zu einem PC dient. Im Gegensatz zur Box wird sie allerdings fest im Gehäuse des Computers verbaut und erfordert entsprechend etwas mehr Vorbereitung (und einen freien Slot im PC). Ihr Vorteil besteht darin, dass sie meist eine bessere Performance bieten, besser unterstützt werden und keine separate Stromzufuhr benötigen.
Emulator
Ein Emulator ist eine Software, die auf einer beliebigen Hardware (Beispielsweise PC) eine andere Hardware (zum Beispiel eine Playstation) simuliert. So kann zum Beispiel ein Konsolenspiel vom PC gestreamt werden, um die Kosten für teure Schnittstellenhardware (Siehe Capture-Box und Capture-Card) zu sparen.
HDCP
Die Abkürzung steht für “High-bandwidth Digital Content Protection” und ist eine 2003 von Intel entwickelte Verschlüsselung für digitale Bild- und Tonübertragungen, zum Beispiel über HDMI- oder DVI-Kabel.