Große Streamer scheinen eine Menge Spaß an ihrem Beruf zu haben und können sehr gut davon leben, weshalb immer mehr Leute ihr Glück auf Streaming-Plattformen wie Twitch versuchen. Viele hoffen, ihr Hobby zum Beruf machen zu können und möglichst schnell Bekanntheit zu erlangen. Für die Meisten ist es enorm schwierig, sich eine große Fanbase aufzubauen. Aber es gibt die geringe Chance, dass die eigene Bekanntheit beispielsweise durch einen Zufall innerhalb kürzester Zeit ansteigt.
Der amerikanische Streamer NeonSniperPanda erlebte diesen Traum in Extremform: Über Nacht folgten ihm mehr als drei Millionen Menschen bei Twitch. Der einzige Haken an der ganzen Sache: Die meisten dieser Follower waren Bots. Zuvor hatte der Streamer nur etwa 10.000 Follower. Im Oktober war NeonSniperPanda damit der am schnellsten wachsende Streamer auf der gesamten Plattform.
Zum jetzigen Stand hat der Streamer NeonSniperPanda es in die Top 30 der Twitch-Kanäle mit den meisten Followern geschafft. Auch wenn die Bots keine gewünschten Follower sind, so bringt ihm die öffentliche Aufmerksamkeit vielleicht auch echte Fans.
Twitch wird von Menschen und Unternehmen aus allen möglichen Bereichen des Lebens als Plattform genutzt. Gamer, Politiker, die Navy und legendäre Musiker – sie alle finden den Weg auf die leicht zugängliche Seite und streamen ihre Inhalte für Fans und Interessenten. Twitch kümmert sich um reibungslose Abläufe und achtet auf eine faire und verantwortungsvolle Nutzung. Manchmal jedoch entgeht den Sicherheits-Systemen von Twitch der Gebrauch von Bugs oder Bots.
Der Streamer NeonSniperPanda (kurz NSP) versuchte nach dem Vorfall, den Support von Twitch über Twitter zu erreichen, um die Follower wieder zu entfernen. Das mag im ersten Moment verwirren, da eine große Anzahl an Followern ja etwas Gutes zu sein scheint. Die Bots sind jedoch keine aktiven
Zuschauer und tragen damit nichts zu den Einnahmen des Streamers bei.
Zudem kann ein unnatürlicher Zuwachs an Followern durch Bots auch für Twitch selbst ein Dorn im Auge sein, denn damit werden die Bemühungen anderer Streamer gewissermaßen untergraben. Ein findiger Twitter-User empfahl NeonSniperPanda, CommanderRoot zu nutzen, ein Tool um Follower zu entfernen. Damit können allerdings nur 25.000 Follower gleichzeitig gelöscht werden. Da Twitch dem Streamer bisher nicht geantwortet hat, könnte dies seine einzige Möglichkeit sein, das Problem in den Griff zu bekommen.
Mit diesem Tool würde das Entfernen der unerwünschten Follower mehrere Stunden dauern. Diese Zeit kann NSP bei seinem Hobby, dem Streaming, vermutlich sinnvoller nutzen.
Die Hintergründe dieser Wellen an Bots als neue Follower sind nicht ganz klar. Die Auswahl der betroffenen Kanäle scheint dabei keinem Muster zu folgen, sondern eher zufällig zu geschehen. Das macht es schwierig, eine geeignete Erklärung für das Motiv solcher Aktionen zu finden. Sie könnten einfach nur als Scherz gemeint sein, um den Streamer zu trollen.
Viele kleine Streamer halten die ganzen neuen Follower erstmals für reale Personen und sind schnell ernüchtert, wenn sie feststellen, dass es sich nur um Bots handelt. Teilweise steckt womöglich auch ein ernstgemeinter Versuch dahinter, dem Streamer zu helfen. Auch die Theorie, dass die Bot-Angriffe einen Bann durch Twitch provozieren sollen, ist sehr beliebt.
Ein solch unnatürlicher Anstieg der Zuschauerschaft limitiere laut Twitch die Möglichkeiten anderer Streamer und könne somit zu einer Sperrung führen. In der Vergangenheit wurde dieser Bann aber nur bei Streamern verhängt, die offen mit der Nutzung von Follow-Bots prahlten.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Streamer einen solch massiven Anstieg seiner Followerzahl erlebt. So wurde der eher unbekannte Kanal aileybeanssa im September innerhalb eines Abends zu einem der größten Kanäle nach Followerzahlen.
Auch in diesem Fall stießen die betroffenen Streamerinnen bei Twitch auf taube Ohren. Nur wenige Tage später erging es dem Streamer „forestofwires“ ähnlich. Ihm folgten plötzlich 2,4 Millionen Bots. Diese Vorfälle ereignen sich auch in kleinerem Umfang immer wieder. Wer selbst keine Programmierkenntnisse für eine solche Bot-Welle hat, greift auf Dienste von Drittanbietern zurück, die im Internet in Fülle zu finden sind. Bei kleineren Vorfällen können die betroffenen Streamer das Problem mit dem oben genannten Tool selbst lösen.
Auch wenn kein offensichtlicher Schaden entsteht, sind Follower-Bots für fast alle Beteiligten eine nervige und unschöne Angelegenheit. Der Streamer oder die Streamerin ist womöglich nach anfänglicher Euphorie enttäuscht und wird vom Algorithmus wegen mangelnder Aktivität der Follower vermutlich als weniger relevant eingestuft. Twitch muss verfälschte Top-Listen und die Störung des Algorithmus hinnehmen und die wahren Fans sind in einem solchen Moment vermutlich auch sehr verwirrt.